Der Flughafen

Berlin-Tempelhof soll lebendiges UNESCO Weltkulturerbe

werden

Zeitzeugenberichte

1969 bis 2002

Ein Berufsleben in Tempelhof

Meine "Karriere" (Berufsleben) begann und endete mit dem Flughafen Tempelhof.

Etwa 1969/1970 bewarb ich mich als Verkäuferin im duty free shop am Flughafen. Jeden Tag flog eine einzige Maschine von THF ins Ausland - nach London und die durfte ich abfertigen.

Weil drei Stunden am Tag, die ich für eineinhalb Stunden Arbeit als Lohn bekam, zu wenig waren, bewarb ich mich dann als Disponentin bei der Autovermietung und wieder landete ich in THF und vermietete dort auf der Galerie, neben dem Eingang zum Restaurant, Autos. Bis dann in TXL Fluggastkontrolleurinnen gesucht wurden. Da der Weg von Haselhorst nach TXL näher war als nach THF, bewarb ich mich dort und war ab dem 1.1.1977 in TXL beim DSW-Fluggastkontrolle.

Mein erster Tag, der 03.01.1977 begann mit Nebel und alle Passagiere wurden mit BVG-Bussen nach THF gefahren, dort von uns kontrolliert und konnten dann von THF abfliegen. (Was wird sein, wenn dieser Fall auch im neu gebauten SXF eintritt und TXL sowie THF endgültig geschlossen sind?)

THF war schon mal einige Zeit geschlossen, bis festgestellt wurde, dass TXL allein nicht ausreichte und man öffnete wieder den guten alten "Schönsten Flughafen der Welt" wie mir Passagiere immer wieder bestätigten.

Nach der Wende 1989, wurden Berlins Flughäfen von der Bundesregierung übernommen, zuvor war der Senat von Berlin für die Sicherheit verantwortlich. So kam ich dann nach THF weil auch der Bund Lohndumping befürwortete und einem Billiganbieter den Zuschlag der Ausschreibung für TXL erteilte und viele Kollegen entlassen wurden, ich nicht, musste aber nach THF - von Frohnau aus, wo ich zur Zeit wohnte.

Dort arbeitete ich dann, bis zum Beginn meiner Rente, die ich als 60 jährige am 01.02.2002 beginnen konnte.

In diesen fünf-THF-Jahren habe ich mit fast allen Fluggästen gesprochen, die ich kontrollierte und habe erzählte, dass THF geschlossen werden soll. Empörung bei den meisten der Fluggäste, die ihr Unternehmen nach der Wende in Berlin aufbauten und nur aus dem einzigen Grunde, weil der innerstädtische Flughafen ihnen die Gewähr gab, ohne Pkw und ohne Parkgebühren, Montags nach Berlin einfliegen zu können und Freitags nach Hause, mit dem ÖPNV, ohne Verkehrsstaus, die sich nach der Wende ja häuften. Ich selbst habe diese Probleme erlebt und gesehen, wie die Flugzeugcrew mit ihrem Gepäck die Autobahn nach Tegel entlang lief, um halbwegs pünktlich zu ihrem Flieger zu gelangen, weil nichts mehr ging an einen Freitagnachmittag. Dass dieser "Verkehrsinfarkt" eine Kettenreaktion auslöste, scheint den Befürwortern der Schließung von THF anscheinend gleichgültig zu sein.

"Baut mal wieder 'ne Mauer um Euch herum, an Besten um ganz Berlin, dann bleibt Ihr mal unter Euch, dann werdet Ihr von uns zugeschüttet, wir brauchen Euch nicht, können unsere Firmen auch woanders aufbauen, wenn euer Wowereit nicht will, dass Berlin Weltstadt wird." So, oder ähnlich waren die Kommentare der Fluggäste.

Die Passagiere liebten THF und mochten die Sicherheitskontrolleure, die fast immer noch ein fröhliches oder freundliches Wort übrig hatten für ihre Passagiere, manchmal auch Tränen trockneten oder ihre Pause dazu nutzten, sich Probleme anzuhören. Mir hat mein Job nur Freude bereitet und Ärger mit Passagieren hatte ich eigentlich nie.


Bericht von: Helga Hötzl, Berlin (20 Jahre Fluggastkontrolleurin und seit dem 28. Lebensjahr in THF und TXL tätig)